Böllergruppe Bavaria Langensendelbach
Das Böllerschießen ist ein alt überliefertes Brauchtum, welches auch in Langensendelbach gepflegt wurde. Einen schriftlichen Nachweis darüber findet man im Protokollbuch der hiesigen Krieger- und Soldatenkameradschaft.
Hier steht zu lesen:
Wie überall im ganzen Reich wurde 1910 auch in Langensendelbach durch den Krieger- und Militärverein zur
Erinnerung an den Feldzug 1870-1871 eine Feier abgehalten mit folgendem Verlauf: Die Straßen und Häuser des Ortes wurden mit Festschmuck geputzt die Fahnen flatterten auf Häusern und Masten und um 6 Uhr früh wurden von der ortsansässigen Musikkapelle unter Böllerschießen die Tagesappelle gespielt. Um 9 Uhr wurde der Frühschoppen abgehalten. Nachmittags drei Uhr wurden vom Krieger- und Militärverein unter Musikklängen und Böllerschüssen die Straßen des Ortes durchzogen.
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In späteren Zeiten wurde das Böllerschießen von den örtlichen Burschenvereinen durchgeführt, die vornehmlich bei Hochzeiten ihre Dizerol oder Weinbergpistolen krachen ließen.
Auch einfache Standböller mit Luntenzündung kamen zum Einsatz.
Als das Schwarzpulver nicht mehr frei erwerbbar war wurden die verschiedenartigsten und nicht ganz ungefährlichen Gegenstände zum Schießen (Böllern) herangezogen, z.B. Milchkannen + Karbid; mit Gas
gefüllte Luftballons und in der jüngsten Vergangenheit Feuerwerkskörper (Vogelschreck).
Weitere Anlässe zum Böllern waren Beerdigungen von Kriegsteilnehmern, Totenehrungen, besondere Geburtstage von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Kindstaufen und Festumzüge. Ob früher in Langensendelbach auch an Fronleichnams-Prozessionen geschossen wurde, konnte nicht geklärt werden.
Im Herbst 1981, wurde dieses Thema in einer Gesprächsrunde im Schützenhaus erörtert. Dabei kam zur Sprache, dass es anderorts das Schießen (Böllern) mit Pulver noch gäbe.
Es wurden Erkundigungen eingeholt und bereits im Frühjahr 1982 legten mit Alfred Faber, Andreas Singer und Ernst Zuleger 3 Mitglieder des Schützenvereins ihre Prüfung als "Böllerschütze" vor dem
Gewerbeaufsichtsamt Nürnberg ab.
Sie kauften sich Handböller und beim Landratsamt Forchheim wurde die notwendige Genehmigung nach § 27 Sprengstoffgesetz, § 31, 32 und 45 Waffengesetz beantragt.
Der Brauchtumspflege stand nun nichts mehr im Wege. Beim Schützenzug im Herbst 1982 krachten zum 1. Mal die Böller.
Im Laufe der Jahre legten weitere Schützen die notwendigen Prüfungen ab, sodass der Schützenverein Bavaria heute über 30 geprüfte Böllerschützen verfügt.
Die Böllerschützen sind im Dachverband "Bayerischer Sportschützenbund" organisiert.